O Sister, where art thou?

O Sister, where art thou? Auf der Suche nach Frauen in den Medien

„Die Tänzer waren ausgezeichnet, zudem eine beeindruckende Leistung von den Musikern.“

Jetzt die Frage – wer waren die Tänzer und die Musiker? Frauen, Männer, Kinder? Klassisches Ballett oder Hip Hop? Welches Bild haben Sie im Kopf?

Das geschriebene Wort, die Sprache beeinflussen unser Bewusstsein. Sie benennen unsere Wirklichkeit und lösen Assoziationen aus. Sprache zeichnet Bilder in unseren Köpfen. Durch Informationen über eine Situation entsteht ein Eindruck, von dem die LeserInnen nicht immer wissen, ob er stimmt. Interpretation und Fantasie schaffen Freiräume.

Ich seh‘ etwas, was du nicht siehst

Freiräume lassen Platz. Gut so, wenn daraus keine Lücken entstehen. In der medialen Sichtbarkeit von Frauen treten keine Lücken auf, es sind wohl eher Schluchten. Eine Studie der Freien Universität Berlin und der Leuphana Universität Lüneburg forscht nach der medialen Repräsentation von männlichen und weiblichen Führungskräften in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. In einer großangelegten Medienanalyse untersuchten die Teams von Prof. Dr.in Margreth Lünenborg und Prof. Dr.in Jutta Röser über 2 Jahre lang deutsche Medienberichte. Nicht einmal jede 5. Person aus Politik, Wirtschaft oder Wissenschaft war weiblich. Es gibt themenspezifische Unterschiede: Über Spitzenpolitikerinnen wird öfter berichtet, ihr Anteil liegt bei 30% Prozent. Das relativiert sich allerdings, wenn man weiß, dass 18% aller Nennung auf Angela Merkel fielen.

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Sichtbarkeit von Führungskräften in den Medien, Quelle: Leuphana Universität Lüneburg

Die Beiträge auf Wikipedia zeigen einen ähnlichen Mangel. Frauen, die einen eigenen Eintrag haben, sind meistens überdurchschnittlich prominent. Wikimedia schätzt den Anteil an Autorinnen auf lediglich 10%. Auf einer der wichtigsten Seiten im Internet, die oft als Basis für weitere Berichte und Recherchen verwendet wird, gehen Frauen unter. Warum?

„Die Sprache ist das bildende Organ des Gedanken.“

Wilhelm von Humboldt

Sue Gardner, Geschäftsführerin von Wikimedia bis 2014 ist auf die Suche nach den fehlenden Autorinnen gegangen und einige Hauptargumente gesammelt: Oft schreckt eine mangelnde Willkommenskultur neue EditorInnen Motivierte ab, vor allem Frauen scheuen die raue Diskussion in Foren. Um diesem Phänomen entgegen zu wirken beginnen Autorinnen gemeinsam zu editieren, über Frauen oder über allgemeine Sachthemen.

Just do it

Um die Objektivität aufrecht zu erhalten, müssen Frauen als Expertinnen angeführt werden. Es ist gesellschaftlich und wissenschaftlich relevant Künstlerinnen, Wissenschaftlerinnen, Managerinnen – kurz Frauen in ihrem Leben und Schaffen darzustellen. Für Frauen und Männer. Die Welt ist bunt und vielfältig. Menschen können sich gegenseitig bestärken, ihren Fähigkeiten und Talenten Raum zu geben. Niemand soll sich wegen des Geschlechts bremsen lassen.

Linzer Schreibmarathon

Um die Sichtbarkeit von Frauen auf Wikipedia zu verstärken, beginnen Frauen sich nicht nur digital sondern auch analog zu vernetzen. Sie treffen sich um Artikel zu verfassen. So auch in Linz. Am 30. September 2017 findet Linz‘ erster Edit-a-thon statt. Engagierte Frauen schreiben und recherchieren einen Tag lang und verfassen Artikel für Wikipedia. Über Frauen, aber auch über andere Sachthemen. Barbara Krennmayr – Die Turbine – und Magdalena Reiter von der Open Commons Initiative der Stadt Linz organisieren diesen Schreibmarathon. Unterstützung und Beratung gibt’s von erfahrenen Wikipedia-Editorinnen und Wikimedia. Interessierte brauchen Tabletts oder Laptop mit WLAN und schon geht’s los.

Edit-a-thon/Art+Tech+Feminism Linz 2017, Wissensturm Linz, 10.00 – 16.00

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